Die Reaktionszeit eines Monitors gibt an, wie schnell ein Pixel seine Farbe ändern kann.
Bei einem Monitor mit einer Bildwiederholfrequenz von 60 Hz zum Beispiel werden die Bilder 60 Mal pro Sekunde aktualisiert.
Zwischen zwei Aktualisierungen liegen also 16,67 Millisekunden. Wenn die Reaktionszeit eines Pixels länger ist als dieser Zeitraum, wird es seine Farbänderung erst beim nächsten Bild vollständig durchgeführt haben.
Das Resultat ist ein Schlieren oder Geisterbild hinter sich schnell bewegenden Objekten auf dem Bildschirm.
Bei einem 144 Hz Monitor beträgt der Aktualisierungszyklus nur 6,94 ms. Dementsprechend muss die Reaktionszeit der Pixel schneller sein, um keine Schlieren zu erzeugen.
Die Reaktionszeitübersteuerung ermöglicht es, die Reaktionszeitgeschwindigkeit (Pixelübergangszeit) des Monitors zu erhöhen, um die Schleifen-/Geisterartefakte hinter sich schnell bewegenden Objekten zu verringern.
Je nach Bildwiederholfrequenz kann eine zu starke Übersteuerung zu Pixelüberschwingungen oder umgekehrtem Geistering führen.
Die Übersteuerungseinstellungen Ihres Monitors finden Sie im OSD-Menü (On-Screen Display), in der Regel unter einer der folgenden Bezeichnungen: Übersteuerung, OD, Reaktionszeit, TraceFree oder ähnlich.
Was ist Overdrive und wofür wird es verwendet?
Hier kommt nun Overdrive, manchmal auch Response Time Compensation (RTC) genannt, ins Spiel. Overdrive ermöglicht es, die Reaktionszeit der Pixel zu beschleunigen, so dass Farbwechsel schneller erfolgen und die Schlierenbildung hinter sich bewegenden Objekten reduziert wird.
Overdrive sorgt also dafür, dass die Pixelreaktionszeit schneller wird als der Aktualisierungszyklus des Monitors. Dadurch können Farbübergänge innerhalb eines einzelnen Bilds abgeschlossen werden, ohne dass Schlieren in das nächste Bild hineinragen.
Wie finde ich die Overdrive-Einstellungen?
Um auf die Overdrive-Einstellungen des Monitors zuzugreifen, öffnen Sie das On-Screen Display (OSD) Menü. Overdrive wird dort meist unter einem der folgenden Namen aufgeführt:
- TraceFree (einige ASUS Monitore)
- Rampage Response
- Overdrive
- OD
- Response Time
Es sollte mindestens einige Optionen zur Auswahl geben. Je nach Monitormodell können die Overdrive-Stufen unterschiedlich bezeichnet sein, z.B.:
- Langsam, Normal, Schnell, Schneller
- Niedrig, Mittel, Hoch, Höchst
- Einfach nummeriert, z.B. von 0 bis 100 in Schritten von 20 (bei ASUS TraceFree)
Manche Monitore bieten auch die Möglichkeit, Overdrive komplett auszuschalten.
Welche Overdrive-Einstellung sollte ich wählen?
Bei modernen 60 Hz oder 75 Hz LED-Monitoren ist die Reaktionszeit in der Regel bereits so schnell, dass keine auffälligen Schlieren auftreten, auch nicht mit ausgeschaltetem oder niedrigem Overdrive.
Hier reicht die mittlere Einstellung in der Regel völlig aus.
Zu starkes Overdrive kann andererseits zu umgekehrten Schlieren oder Pixel Overshoot führen. Overdrive sollte man also nur bei starken Schlieren in schnellen Spielen aktivieren.
Bei Monitoren mit höherer Bildwiederholrate ist Overdrive für ein optimales Spielerlebnis unverzichtbar. Um die beste Overdrive-Einstellung für die Bildwiederholfrequenz des eigenen Monitors herauszufinden, empfiehlt sich der UFO Ghosting Test von BlurBusters.
Es ist entscheidend, dass ein Gaming-Monitor eine gute Overdrive-Implementierung besitzt. Bei manchen Modellen wie dem Samsung CHG70 ist das Overdrive beispielsweise so stark, dass es bereits bei niedrigeren Bildraten zu Overshoot und umgekehrten Schlieren kommt.
Beim Kauf eines Gaming-Monitors sollte man sich deshalb nicht allein auf die angegebene Reaktionszeit verlassen, sondern auch die Overdrive-Implementierung in Tests berücksichtigen. In unseren Monitor-Reviews beleuchten wir die Overdrive-Funktionalität immer detailliert.
Overdrive und Variable Refresh Rate Technologien
Bei der Verwendung von FreeSync oder G-SYNC, welche die Bildwiederholrate des Monitors an die FPS der Grafikkarte anpassen, gibt es in Bezug auf Overdrive noch ein paar Dinge zu beachten:
- Monitore mit integriertem G-SYNC Modul verfügen über variable Overdrive-Stufen, die sich automatisch der Bildwiederholrate anpassen. So bleibt die Performance bei jeder FPS stets optimal.
- Bei FreeSync Monitoren ist das in der Regel nicht der Fall. Ist z.B. Overdrive auf 144 Hz optimiert eingestellt, bei einem FPS-Drop auf 60 Hz aber zu stark, kann es zu Overshoot und umgekehrten Schlieren kommen. Zum Glück tritt dies nicht allzu häufig auf.
- Einige FreeSync Modelle wie der Nixeus EDG27 verfügen über Adaptive Overdrive, welches die Overdrive-Stufe an die Bildwiederholrate anpasst. Dies ist zwar nicht so effektiv wie bei G-SYNC, verhindert aber in bestimmten Szenarien Overshoot.
- Manche FreeSync Monitore erlauben kein Verstellen der Overdrive-Stufe, wenn VRR aktiv ist. Ist die voreingestellte Stufe für bestimmte Bildraten nicht ideal, kann FreeSync deaktiviert und Overdrive manuell eingestellt werden.
- Es gibt auch FreeSync Monitore, bei denen eine Overdrive-Stufe über den gesamten VRR-Bereich gut funktioniert. Dies ist jedoch selten.
Zusammengefasst ist eine gute Overdrive-Implementierung gerade für Gaming-Monitore essenziell. Bei der Auswahl sollte neben der Reaktionszeitangabe auch das Overdrive-Verhalten berücksichtigt werden, um Schlieren und Overshoot zu vermeiden. Unsere Monitor-Reviews gehen detailliert auf diese Aspekte ein.
Fazit
- Overdrive beschleunigt die Pixelreaktionszeit von Monitoren, um Schlierenbildung zu reduzieren.
- Es ist in den OSD-Einstellungen unter verschiedenen Namen zu finden.
- Die beste Overdrive-Stufe hängt von Monitor und Bildwiederholrate ab.
- Bei Gaming-Monitoren ist eine gute Implementierung wichtig, bei 60 Hz reicht mittleres Overdrive oft aus.
- G-SYNC Module bieten variable Overdrive-Stufen, bei FreeSync sollte auf Overshoot bei niedrigen FPS geachtet werden.
- Overdrive ermöglicht schnellere Pixelreaktionszeiten für ein schlierenfreies Bild bei LCD Monitoren. Die optimalen Einstellungen hängen vom Modell und der Bildwiederholrate ab.