Der sRGB-Emulationsmodus, auch sRGB-Modus oder sRGB-Clamping genannt, ist eine wichtige Funktion, die viele moderne Monitore bieten. Doch was genau bewirkt dieser Modus und warum ist er für viele Anwender unverzichtbar?
Im Folgenden wird das Prinzip des sRGB-Emulationsmodus erklärt. Zudem wird aufgezeigt, warum dieser Modus vor allem für die korrekte Darstellung von Standard-Inhalten wie Webseiten, Videos oder Spielen essenziell ist. Auch mögliche Alternativen zum sRGB-Modus werden vorgestellt.
Der sRGB-Emulationsmodus (auch als sRGB-Modus oder sRGB-Klemme bezeichnet) beschränkt die Farbausgabe des Monitors auf ~100% sRGB-Farbraumabdeckung für eine genaue Darstellung von Farben für Inhalte, die mit dem sRGB-Farbraum im Hinterkopf erstellt wurden.
Was ist der sRGB-Farbraum?
Um zu verstehen, was der sRGB-Emulationsmodus bewirkt, muss zunächst geklärt werden, was mit sRGB überhaupt gemeint ist. sRGB steht für „Standard RGB“ und bezeichnet einen bestimmten Farbraum, also einen Bereich darstellbarer Farben.
Der sRGB-Farbraum ist der am weitesten verbreitete Standard-Farbraum, der für die Erstellung und Darstellung von nicht-HDR-Inhalten wie Webseiten, Standard-Videos, Fotos und Spielen verwendet wird. Er umfasst einen Großteil der Farben, die das menschliche Auge wahrnehmen kann.
Wenn Inhalte im sRGB-Farbraum erstellt werden, stellen sie die Farben so dar, wie der Schöpfer sie ursprünglich intendiert hat. Auf einem Monitor mit 100% sRGB-Abdeckung werden sRGB-Inhalte daher korrekt und originalgetreu wiedergegeben, sofern der Monitor halbwegs ordentlich kalibriert ist.
Problem bei Monitoren mit erweitertem Farbraum
Moderne Gaming-Monitore oder professionelle Grafik-Monitore bieten jedoch oft einen erweiterten Farbraum, der deutlich größer ist als sRGB. Sie decken z.B. den DCI-P3- oder AdobeRGB-Farbraum ab.
Dadurch können sie zwar mehr Farben darstellen. Doch beim Anzeigen von Standard-sRGB-Inhalten, die ja nur für den kleineren sRGB-Farbraum entwickelt wurden, führt dies zu Über-Sättigung und unnatürlich grellen, kräftigen Farben.
Rot erscheint übertrieben rot, Blau wirkt zu bläulich usw. Dadurch sehen die Inhalte anders aus als vom Entwickler beabsichtigt.
Wozu dient der sRGB-Emulationsmodus?
Um dieses Problem der Über-Sättigung zu lösen, bieten viele Wide-Gamut-Monitore einen sRGB-Emulationsmodus an.
Dieser Modus stellt sicher, dass der native Farbraum des Monitors auf den sRGB-Standard mit 100% sRGB-Abdeckung begrenzt wird.
Dadurch werden alle Farben in den sRGB-Farbraum konvertiert und Standard-sRGB-Inhalte können wieder natürlich und originalgetreu dargestellt werden, so wie es vom Schöpfer der Inhalte beabsichtigt war.
Der sRGB-Modus simuliert also gewissermaßen einen sRGB-Monitor und ist daher wichtig für alle, die hauptsächlich normale sRGB-Inhalte anschauen möchten, ohne dass diese über-sättigt erscheinen.
Worauf bei der sRGB-Emulation zu achten ist
Allerdings ist die Qualität der sRGB-Emulation von Monitor zu Monitor unterschiedlich. Es gibt verschiedene wichtige Aspekte, die beachtet werden sollten:
Farbgenauigkeit
Wie genau die sRGB-Farben nach der Emulation dem echten sRGB-Standard entsprechen, hängt von der Werkskalibrierung des Monitors ab. Gute Monitore erreichen hier eine niedrige Delta E-Abweichung von unter 2 bis 3. Je niedriger, desto besser.
Flexibilität der Einstellungen
Bei manchen Monitoren sind im sRGB-Modus wichtige Einstellungen wie Helligkeit oder Farbtemperatur gesperrt. Ein zu heller oder bläulicher sRGB-Modus ist aber unbrauchbar. Die Einstellungen sollten also frei wählbar sein.
Software-Emulation
Auch GPU-Hersteller wie AMD und Nvidia bieten teils eine Software-seitige sRGB-Emulation an. Diese kann manchmal bessere Resultate als der Monitor-interne sRGB-Modus liefern und ist einen Versuch wert.
Fazit
Der sRGB-Emulationsmodus ist besonders wichtig für Monitore mit wesentlich größerem Farbraum als sRGB, um Über-Sättigung zu verhindern. Er sollte eine hohe Farbgenauigkeit sowie flexible Einstellmöglichkeiten bieten.
Für gelegentliche sRGB-Arbeit ohne Colorimeter kann ein guter sRGB-Modus die Farbdarstellung ordentlich verbessern. Profis verwenden allerdings meist eine eigene Kalibrierung und ICC-Profile.
Beim Monitor-Kauf empfiehlt sich, auf eine gute Werkskalibrierung zu achten. Unsere Monitor-Kaufberatung nennt die derzeit besten Modelle für Foto- und Videobearbeitung in verschiedenen Preisklassen.
Warum ist ein guter sRGB-Emulationsmodus wichtig?
Hauptanwendungsgebiete von sRGB
Wie bereits erwähnt ist der sRGB-Farbraum der mit Abstand am weitesten verbreitete Standard für die Erstellung und Darstellung von digitalen, non-HDR-Inhalten. Hier einige Beispiele:
Web und Grafikdesign
- Webseiten werden praktisch ausschließlich in sRGB entwickelt
- Digitale Grafiken und Logos für Web und Print ebenfalls hauptsächlich sRGB
Fotografie
- Digitale Kameras bieten sRGB als Standard-Farbraum
- Bildbearbeitungssoftware wie Photoshop nutzt sRGB als Working Space
- Digitale Fotos werden überwiegend im sRGB-Farbraum geteilt und angezeigt
Videoproduktion
- Videos und Filme, die nicht in HDR produziert werden, nutzen sRGB
- YouTube, Netflix & Co. zeigen SDR-Inhalte im sRGB-Farbraum an
Gaming
- Spiele sind fast ausnahmslos auf sRGB-Farbdarstellung ausgelegt
- Auch Gaming-Plattformen wie Twitch oder Steam verwenden sRGB
Warum sRGB die wichtigste Farbraum-Referenz ist
Es ist klar ersichtlich, dass sRGB quasi der Standard-Farbraum schlechthin für alle digitalen Medieninhalte ist. Milliarden von Fotos, Videos, Spielen und Webseiten basieren auf sRGB.
Daher ist sRGB auch die wichtigste Referenz beim Darstellen von Inhalten. Selbst Wide-Gamut-Displays sollten sRGB-Inhalte korrekt und originalgetreu anzeigen können.
Ein Monitor mit über-sättigten sRGB-Farben ist für all diese Zwecke denkbar ungeeignet und zeigt die Inhalte verfälscht an.
Professionelle Designer und Fotografen möchten natürlich den größtmöglichen Farbraum, kalibrieren ihre Monitore aber dennoch für eine exakte sRGB-Wiedergabe.
sRGB-Emulation für originalgetreue Farben
Aus diesen Gründen ist ein guter sRGB-Emulationsmodus äußerst wichtig für Monitore mit nativem Wide-Gamut-Farbraum. Nur so kann verhindert werden, dass die Milliarden sRGB-Inhalte über-sättigt und verfälscht dargestellt werden.
Der sRGB-Modus stellt sicher, dass der Monitor zuverlässig auf den sRGB-Standard farbraum-begrenzt wird. Somit können selbst Wide-Gamut-Displays eine akkurate sRGB-Farbwiedergabe bieten.
Für Otto Normalverbraucher genügt meist schon der werkseitig kalibrierte sRGB-Modus eines guten Monitors, um eine halbwegs korrekte Darstellung von Fotos, Filmen und Webseiten zu gewährleisten.
Fazit: Unverzichtbar für korrekte Farben
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein gut implementierter sRGB-Emulationsmodus auf Wide-Gamut-Monitoren unverzichtbar ist, um die Milliarden von sRGB-Inhalten halbwegs originalgetreu darzustellen.
Ohne sRGB-Emulation wären standardmäßig alle sRGB-Farben über-sättigt und falsch. Der Modus sollte daher bei einem Monitor-Kauf unbedingt berücksichtigt werden.
Alternativen zur Hardware-seitigen sRGB-Emulation
Software-Emulation bei AMD Grafikkarten
Zusätzlich zur hardwareseitigen sRGB-Emulation des Monitors selbst gibt es auch noch software-seitige Lösungen.
Besitzer von AMD-Grafikkarten können in den AMD Treibereinstellungen unter „Anzeige“ → „Farbeinstellungen“ die sRGB-Emulation in Software aktivieren.
Dazu müssen die Optionen „Benutzerdefinierte Farbe“ auf „Ein“ und „Farbtemperatursteuerung“ auf „Aus“ gestellt werden.
Dadurch erfolgt eine softwareseitige Begrenzung auf den sRGB-Farbraum. AMD-Nutzer sollten diese Option testen, da sie manchmal besser als der Monitor-eigene sRGB-Modus ist. Allerdings sollte man nicht beide Optionen gleichzeitig verwenden.
Software-Emulation bei Nvidia Grafikkarten
Für Nvidia-Grafikkarten gibt es standardmäßig keine Möglichkeit der sRGB-Emulation in Software.
Allerdings hat ein findiger GitHub-Nutzer namens ledoge ein praktisches Tool namens „novideo_srgb“ entwickelt, mit dem sich die sRGB-Software-Emulation auch auf Nvidia-GPUs ermöglichen lässt.
Das Tool ist kinderleicht zu bedienen und einen Versuch wert, um die bestmögliche sRGB-Emulation zu erreichen. Hier der Link zur Anleitung und zum Download: https://github.com/ledoge/novideo_srgb
Professionelle Kalibrierung
Wer seinen Monitor für professionelle Grafikarbeiten wie Foto- und Videobearbeitung einsetzen möchte, kommt um eine ordentliche Kalibrierung mit einem Colorimeter nicht herum.
Damit lassen sich exakte ICC-Profile erstellen, um eine möglichst genaue sRGB-Farbtreue zu gewährleisten. Auch Gamma, Weißpunkt, Helligkeit und Kontrast werden optimal eingestellt.
Für Gamer oder Office-Nutzer ist dies in der Regel Overkill. Hier reicht meist die werkseitige sRGB-Werkskalibrierung eines guten Monitors aus.
Fazit zu den Alternativen
Zusammenfassend kann man sagen, dass es vor allem für AMD-Nutzer sinnvoll sein kann, die softwareseitige sRGB-Emulation in den Treibern zu aktivieren. Das Tool „novideo_srgb“ ermöglicht dies auch auf Nvidia-GPUs.
Wer es ganz genau nimmt, kalibriert den Monitor mittels Colorimeter. Für Standardanwender genügt aber meist der sRGB-Modus eines werkskalibrierten Monitors mit guten Bewertungen.
Tipps zum Kauf eines Monitors mit gutem sRGB-Modus
Worauf beim Monitor-Kauf zu achten ist
Wer viel sRGB-Inhalte wie Webseiten, Videos, Spiele oder Fotos betrachtet, sollte bei einem neuen Monitorkauf unbedingt auf folgende Aspekte achten:
- sRGB-Modus vorhanden?
- Wie gut ist die werksseitige sRGB-Kalibrierung? (Delta E Wert)
- Lassen sich Helligkeit und Farbtemperatur im sRGB-Modus anpassen?
Ein sRGB-Modus ist Pflicht. Die meisten modernen Monitore bieten dies. Bei der Kalibrierung sind Delta E-Werte unter 3 optimal, unter 2 hervorragend.
Die Einstellungsmöglichkeiten sollten umfassend sein. Ein zu heller oder bläulicher sRGB-Modus ist nutzlos.
Ideal wären auch Hardware-Kalibrierungsoptionen via Light-Sensor oder Farbmanagement-System. Das bieten aber meist nur Profi-Grafikmonitore.
Unsere Kaufempfehlungen
In unserem großen Monitor-Kaufberater listen wir die besten Modelle für Bildbearbeitung und Fotografie auf.
Hier eine kleine Auswahl besonders empfehlenswerter sRGB-tauglicher Monitore in verschiedenen Preisklassen:
Einsteigermodell:
- Dell S2721DS: Sehr gute sRGB-Abdeckung und Werkskalibrierung für unter 300 Euro
Mittelklasse:
- BenQ PD2725U: Hervorragende Factory-Kalibrierung mit Delta E < 2 und Hardware-Farbkalibrierung
High-End:
- Eizo ColorEdge CG279X: Höchste Farbgenauigkeit ab Werk und innovative Kalibrierfunktionen
- Apple Pro Display XDR: Einzigartige Bildqualität dank Apple Calibration Tool und integriertem Colorimeter
Fazit
Wer auf Farbgenauigkeit bei seinem Monitor Wert legt, sollte beim Kauf unbedingt auf einen guten sRGB-Modus sowie weitere Kalibrierfunktionen achten.
Am wichtigsten ist eine werksseitig bereits sehr gute sRGB-Kalibrierung, damit Standardinhalte direkt gut aussehen. Unsere Empfehlungen nennen passende Modelle.